26.11.2021

digi-Cycle – die omnichannel Komplettlösung für Einwegpfand und getrennte Sammlung

Um Kreislaufwirtschaft erfolgreich umzusetzen, brauchen wir ganzheitliche Lösungen, sagt ARA Vorstandsvorsitzender Christoph Scharff. Ein Beispiel hierfür ist die anreizbasierte App digi-Cycle.

ara news 211126 digi cycle header

In unserer Serie "Perspektiven der Keislaufwirtschaft" unterhalten wir uns dieses Mal mit ARA Vorstandsvorsitzender Christoph Scharff über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der österreichischen Kreislaufwirtschaft und wie mit den Mitteln der Digitalisierungen hier ganzheitliche Lösungswege geschaffen werden können. Konkret geht es dabei auch um die gemeinsam mit der Saubermacher AG entwickelten App digi-Cycle. Ein Pilotprojekt in der Steiermark hat gezeigt, wie mit der neuen Anwendung die Sammelquoten verschiedenster Verpackungsabfälle gesteigert werden können. Dazu hat uns Christoph Scharff drei Fragen beantwortet.

Im Oktober hat die AWG-Novelle offiziell den Ministerrat passiert, vor kurzem wurde sie außerdem im Nationalrat bestätigt. Dabei steht vor allem das Einwegpfand ab 2025 im Fokus der öffentlichen Diskussion. Wie beurteilen Sie diese Initiative?

Mit der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes ist die politische Entscheidung gefallen: 2025 kommt ein Pflichtpfand für Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und Getränkedosen. Unklar ist, wie das System im Detail aufgesetzt wird. Bis dato galt im Rahmen der Produzentenverantwortung ein Paradigma: Die Politik setzt Ziele und die Wirtschaft muss diese erreichen. Wir hoffen, dass dies auch beim Einwegpfand so bleibt. Wichtig für die Unternehmen ist, dass wir ein effizientes, zukunftsfähiges und daher integriertes Modell schaffen: Heute sammeln wir 76 % aller PET-Flaschen an zwei Millionen Sammelpunkten in Österreich. Es fehlt also nur noch ein Prozentpunkt auf das Sammelziel 2025. Es wäre ein Rückschritt und Verlust an Convenience für die Konsument:innen, sie künftig auf vielleicht 6.000 Rücknahmeautomaten im Lebensmittelhandel zu beschränken. Isolierte Teillösungen sind leider meist ineffizient und teuer. Fakt bleibt, dass sowohl die EU-Recyclingziele für Kunststoffverpackungen – eine Verdoppelung auf 50 % bis 2025 – als auch das Sammelziel von 90 % für Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff im Jahr 2029 eine massive Steigerung der Sammlung aller Kunststoffverpackungen erfordert. Dafür sind Convenience, Digitalisierung und Incentivierung die maßgeblichen Erfolgsfaktoren.

Bleiben wir beim neu beschlossenem Pfandsystem – welchen Beitrag kann die ARA in diesem Bereich leisten?

Wir haben in Kooperation mit der Saubermacher AG sowie breiter Unterstützung der österreichischen Getränkewirtschaft die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie genutzt und das anreizbasierte System digi-Cycle entwickelt. Die Idee dahinter ist einfach: Hersteller kennzeichnen PET-Flaschen oder Getränkedosen mit einem eindeutigen Dotcode, gleichzeitig werden auch die Sammelbehälter und Gelbe Säcke mit QR Codes versehen. Statt den Weg in den Supermarkt zurücklegen zu müssen, können Konsument:innen die QR Codes mit dem Handy scannen und die Verpackungen bei den Sammelstellen einwerfen. Anschließend werden Prämien und/oder Pfand gutgeschrieben.

digi-Cycle nutzt also die bestehende Sammelinfrastruktur mit zwei Millionen Sammelpunkten in ganz Österreich und kann beliebig mit der Rücknahme im Lebensmittelhandel (mit oder ohne Automaten) kombiniert werden. Die App beginnt auf der ersten Stufe, basierend auf EAN und Geolocation, mit Hinweisen für das richtige Trennen und kann im Handumdrehen auf ein Incentive-System oder Loyalty-Programm ausgebaut werden. Das Konzept kann darüber hinaus für Gamification und Community-Building eingesetzt werden. Zudem erfüllt digi-Cycle alle Anforderungen von Hersteller:innen und Handel an ein zukunftsfähiges Einwegpfand-System.

Convenience lautet das Gebot der heutigen Zeit - und das gilt auch für die Mülltrennung.

Welche weiteren Vorteile ergeben sich für die Player der Kreislaufwirtschaft? Gibt es schon erste Erfahrungen?

Ein wesentlicher Vorteil ist, dass uns die kosteneffiziente Rücknahme über die bestehende Sammelinfrastruktur ermöglicht, das System auf weitere Verpackungen auszuweiten. Denken Sie an Getränkekartons, Flaschen für Körperpflegeprodukte und Reinigungsmittel oder die Vielzahl anderer Verpackungen, die wir für das Recycling zurückhaben wollen. Findet das Konzept von digi-Cycle eine breitenwirksame Anwendung, bedarf es keiner kostspieligen Automateninfrastruktur im Handel, was vor allem für kleinere Geschäfte ein wesentlicher Vorteil ist. Dadurch können Platz, Personal und vor allem Investitions- und Handlingkosten gespart werden.

Zudem haben wir sehr gute Rückmeldungen von den Konsument:innen erhalten: Im August dieses Jahres wurde ein Pilotversuch im steirischen Gnas gestartet, der erst vor kurzem zu Ende ging. Die Zahlen dazu sind mehr als erfreulich: Grundsätzlich wurden dem System Bestnoten zwischen „Sehr gut“ und „Gut“ hinsichtlich der Bedienbarkeit gegeben. Bei der Schlussbefragung der Teilnehmer:innen gaben 85 % der Befragten an, mehr Kunststoffverpackungen mit Gelber Tonne oder Gelbem Sack beim Haus zu sammeln. Im Vergleich dazu meinten nur 9 %, dass die Rücknahme über den Handel mit einem Einwegpfand sie zu mehr Sammlung veranlassen würde.

Wir wollen jede Verpackung zurück fürs Recycling. digi-Cycle könnte dafür der Gamechanger sein.