22.06.2021

Perspektiven der Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen unserer Serie „3 Fragen an…“ sind wir im Gespräch mit Partnern, Experten und Persönlichkeiten aus der Circular Economy. Heute: FH Prof. DI Dr. Silvia Apprich, Studiengangsleiterin für „Nachhaltiges Ressourcenmanagement, Packaging Technology and Sustainability und Verpackungstechnologie“ am FH Campus Wien.

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Welche Herausforderungen stehen hinter der Entwicklung von Verpackungstechnologien und welche neuen Erkenntnisse gibt es aus der Forschung?

Bedingt durch die Anforderungen, die sich aus dem Kreislaufwirtschaftspaket der EU ergeben, befindet sich die Branche aktuell in einem Umbruch und zeigt einen großen Bedarf an Forschung und Entwicklung. Der Green Deal fordert in der Wertschöpfungskette „Verpackung“, dass alle Verpackungen auf dem europäischen Markt entweder wiederverwendbar oder (auf wirtschaftlich vertretbare Weise) recyclingfähig sein sollen. Speziell im Kunststoffbereich stehen wir hier vor großen Herausforderungen. Momentan stehen wir bei einer Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von 25 %; bis 2030 muss das Ziel von 55 % erreicht werden. Neben dem mechanischen Recycling muss hier auch auf chemisches Recycling gesetzt werden. Hier sind Borealis und OMV in der Entwicklung im Labormaßstab schon sehr weit vorne. Im Bereich „Circular Design“ von Verpackungen werden eine Vielzahl von bis dato nicht-recyclingfähigen Verpackungen in Richtung Recyclingfähigkeit weiterentwickelt. In unserem Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien sind dazu die Forschungsprojekte „Recyclingfähige flexible Verpackungen auf Basis von Polyolefinen für sauerstoffempfindliche Füllgüter (REFLEX)“ und „Closing the Loop für starre PET-Verpackungen (PET2PACK)“ voll angelaufen und werden mit einer Vielzahl an Unternehmenspartnern entlang der gesamten Supply-Chain bearbeitet.

Welche Anforderungen muss die „Verpackung der Zukunft“ in Ihren Augen erfüllen?

Die wichtigste Funktion einer Verpackung ist der Produktschutz. In den meisten Fällen steckt in den Produkten ein wesentlich höherer Ressourcenverbrauch als in der Verpackung selbst. Dies trifft vor allem für Lebensmittel zu. Durch einen Schutz des Produktes und dadurch eine Verlängerung der Haltbarkeit tragen Verpackungen wesentlich dazu bei, den Ausstoß von klimawirksamen Gasen zu reduzieren. Deshalb sind Verpackungen für die Wirtschaft der Zukunft unverzichtbar.

Die Verpackung der Zukunft muss jedoch noch kreislauffähiger gestaltet sein und mit einem geringeren Ressourcenverbrauch auskommen können, als dies heute der Fall ist. Das Motto lautet: „Minimaler Ressourcenverbrauch bei maximaler Kreislauffähigkeit und Schutz des Füllgutes.“ Dazu bedarf es in den nächsten Jahren großer Anstrengungen der gesamten Supply-Chain.

Wo sehen Sie das Potential, Verpackungen noch besser im Kreislauf zu halten?

Ich sehe drei wesentliche Schritte für die Zielerreichung: Circular Design speziell für Verpackungen aus Verbunden und Kunststoffen. Derzeit sind noch immer 20 bis 30 % der Verpackungen so gestaltet, dass sie nicht recyclingfähig sind. Durch ein gezieltes Design unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus kann dies wesentlich verbessert werden. Weiters der Ausbau der Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur in Österreich, der noch weiter forciert werden muss. Vor allem in städtischen Bereichen kommen Kunststofffolien noch immer in den Restmüll. Österreich braucht hier einheitliche Sammelsysteme für die Trennung aller Kunststoffverpackungen.

Und die Zusammenarbeit der gesamten Verpackungs-Supply-Chain, um für Kunststoffverpackungen aus Polyolefinen, aber auch PET die Recyclingquoten erhöhen zu können.

Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern, allen voran der ARA, die eng mit Forschungseinrichtungen und dem FH Campus zusammenarbeitet, aber auch Circular Analytics und ECR Austria bietet der Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement eine Seminarreihe zum Thema „Circular Packaging“ an. Die dreiteilige Seminarreihe behandelt die Schwerpunkte „Packaging Design for Recycling“, „Gesetzliche Grundlagen und Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen“ und „Sortier- und Recyclingtechnologie, Recyclingfähigkeitsbewertung“. Diese Seminarreihe wird an der Campus Wien Academy durchgeführt und im September nun zum bereits dritten Mal starten.