Future Waste – die Abfälle der Zukunft
Photovoltaik-Anlagen, Windräder und Lithium-Ionen-Batterien zählen zum sogenannten „Future Waste“. Dabei handelt es sich um Abfälle aus neuen Produkten, deren Einsatz steigt, deren Entsorgung und Recycling aber erst in Zukunft in großem Maße anfallen werden.
Future Waste entsteht zum einen durch neue Produktkategorien wie E-Autos, die mit Lithium-Ionen-Akkus betrieben werden. Zum anderen kann er aber auch in bestehenden Bereichen anfallen, zum Beispiel wenn leistungsstärkere Technologien frühere ersetzen, wie es bei Batterien der Fall ist. Aktuelle Entwicklungen wie die Energie- und die Mobilitätswende sind ausschlaggebend für neue Stoffströme. In der Vergangenheit hat die Digitalisierung bereits ähnliche Veränderungen erzeugt. Vor allem die langen Lebenszyklen der Produkte – die z. B. bei Lithium-Ionen-Akkus 10 bis 15 Jahre betragen – führen zu einem zeitversetzten Abfallaufkommen. Oft gibt es noch keine spezialisierten Recyclingverfahren für diese Reststoffe, einfach weil sie noch nicht als Abfall anfallen.
„Wir müssen uns heute anschauen, welche Materialien wir künftig wie sammeln, sortieren und recyceln, und rechtzeitig die Kapazitäten dafür schaffen. Ob in eine spezialisierte Recyclingtechnologie investiert wird, hängt davon ab, ob schon genügend Abfall dafür anfällt. Das Recycling von Li-Batterien ist derzeit nur in europäischem Maßstab sinnvoll, weil national noch zu wenige Altbatterien anfallen. Daher sondieren wir ständig national und international den Markt nach neuen innovativen Recyclingverfahren. Vor 20 Jahren wurde die ERA als Sammel- und Verwertungssystem für Elektroaltgeräte gegründet, 2009 haben wir unser Geschäftsfeld um Batterien erweitert. Unsere Systeme halten auch den neuen Anforderungen stand und sind die Basis dafür, dass auch zukünftig Rohstoffe aus Produkten zurückgewonnen werden“, betont Thomas Maier, Geschäftsführer ERA GmbH.
Challenge Trendprognose
Eine Herausforderung bei Future Waste ist, dass nur bedingt prognostiziert werden kann, wie hoch der Bedarf an neuen Produkten und das damit einhergehende Abfallaufkommen ist. Durch die steigenden Strompreise erfuhren PV-Anlagen hierzulande einen großen Boom. „Wir müssen daher ständig unsere Prognosen revidieren, den Rücklauf abschätzen und entscheiden, wann wir etwa in eine spezialisierte Anlage zum Recyceln von PV-Paneelen investieren“, so Maier.
Insbesondere der Elektronikbereich ist geprägt von zahlreichen Produktneuheiten. Manche Designentscheidungen der Hersteller erschweren das Recycling – etwa, wenn Batterien nicht aus den Geräten entnommen werden können. Da europäische Designvorschriften, wie die Verpflichtung, dass Batterien entnehmbar sein müssen, in einem globalisierten Markt nur zum Teil greifen, müssen ständig neue Verfahren entwickelt werden, um mit solchen Produkten umgehen zu können.
Quoten und gesetzlicher Rahmen
Derzeit fällt Future Waste im technologischen Bereich zum Großteil unter die Elektroaltgeräteverordnung (EAG-VO) und die EU-Batterienverordnung (EU-Batt-VO). Darin werden auch die Sammelquoten geregelt. Gerade bei PV-Modulen, die einen Lebenszyklus von 20 bis 30 Jahren haben, stellt die aktuelle Quote die Branche vor strukturelle Herausforderungen. „Die EU gibt bei PV-Modulen schon heute eine Sammelquote von 65 % vor, doch diese Vorgaben sind zu hoch. Wenn wir sie erfüllen möchten, müssten wir neue Module wegwerfen. Um den Erfolg des Sammelsystems zu messen, braucht es realistische Ziele“, fordert Maier.