26.06.2025

Kreislaufverpackungen: Wir müssen an einem Strang ziehen

Im Gespräch teilen Isabel Petit, Geschäftsführerin von Danone Österreich, und ARA Vorstandssprecher Harald Hauke spannende Einblicke aus dem Verpackungsmarkt und beleuchten den Status quo sowie künftige Potenziale.

An einem Strang

Um den Einsatz von Kreislaufverpackungen weiter voranzutreiben, braucht es ein Zusammenwirken aller Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette – sind sich Isabel Petit, Geschäftsführerin von Danone Österreich, und ARA Vorstandssprecher Harald Hauke einig. Im Gespräch teilen sie spannende Einblicke aus dem Verpackungsmarkt und beleuchten den Status quo sowie künftige Potenziale.

Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 alle Verpackungen zu 100 % wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein sollen. Wie weit sind Sie heute auf diesem Weg?

ISABEL PETIT: Derzeit sind etwa 85 Prozent unserer Ver­packungen weltweit wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar. Wir haben bereits wichtige Schritte unter­nommen, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns. Wir sind uns dieser Herausforderung bewusst und arbeiten kontinuierlich daran, unsere Ziele zu erreichen. Neben der Optimierung unserer Verpackungslösungen arbeiten wir eng mit vielen lokalen Partner:innen zusammen, um um­fassende Lösungen für die komplexen Herausforderungen im Verpackungsbereich zu entwickeln. In Österreich ist besonders unsere langjährige und wertvolle Zusammen­arbeit mit der ARA hervorzuheben.

Mit Blick auf den Markt: Wie sind Österreichs Unternehmen bei nachhaltigen Verpackungen aufgestellt – technologisch und strategisch?

HARALD HAUKE: Aus dem jährlichen Circular­ Economy­ Barometer wissen wir, dass die Zahl derer, die in den Be­reich nachhaltiger Verpackungen investieren, stetig steigt – vor allem bei großen Unternehmen. Wir bieten etwa unseren Kund:innen mit dem „Packaging Cockpit“ eine Möglichkeit, die eigenen Verpackungen in Hinblick auf deren Recyclingfähigkeit, Carbon Footprint oder Ökobilanz überprüfen zu lassen. Diese Analyse bildet eine wichtige Grundlage für künftige Investitionen. Strategisch gesehen denke ich, dass Österreich die Investitionen in nachhalti­ge Verpackungen und Kreislaufwirtschaft noch stärker als ökonomische Chance und Wettbewerbsvorteil begreifen sollte. Hier geht es um langfristige Kosteneinsparungen sowie Technologie­ und Innovationsentwicklung im eige­nen Land.

Sie haben in der Vergangenheit bereits Maßnahmen, wie die Entfernung des Etiketts auf den Actimel®- Flaschen, gesetzt. Wie kommt es zu Entscheidungen wie diesen, und was ist der Hintergrund?

Isabel Petit 1

ISABEL PETIT: Im Rahmen unserer langfristigen Strategie prüfen wir pragmatisch, welche Maßnahmen kurzfristig den größten Einfluss haben und uns mittelfristig am bes­ten dabei unterstützen, unsere ambitionierten Ziele zu erreichen. Das EU ­weite Entfernen der Banderole von unseren Actimel®­Flaschen ist ein gutes Beispiel. Auch wenn diese Umstellung auf den ersten Blick gering er­scheinen mag, hat sie in der Summe große Auswirkungen. Wir erhöhen die Recyclingfähigkeit deutlich und sparen allein in Österreich jährlich rund 300 Tonnen Kunststoff ein.

Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit noch mehr Unternehmen Strategien für nachhaltigere Verpackungen entwickeln und erfolgreich anwenden können?

HARALD HAUKE: Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet Plan­barkeit das A und O – die Stichworte sind hier Informa­tion und Rechtssicherheit. Als Unternehmen kann ich Entscheidungen nicht von heute auf morgen treffen. Nachhaltige Investitionen brauchen einen verlässlichen Rechtsrahmen, an dem sich alle Beteiligten orientieren können. Gleichzeitig muss ich wissen, was auf mich zu­kommt. Ab 2030 darf niemand mehr Verpackungen in Ver­kehr bringen, die nicht recyclingfähig sind oder keine Rezyklate enthalten. Darum sollte man sich schon jetzt ansehen, wie es um die Recyclingfähigkeit und den Mate­rialeinsatz steht – um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern und langfristig Kosten zu senken.

Wie hoch ist bei Ihnen der Bedarf an Rezyklaten? Wo kommen sie heute schon vermehrt zum Einsatz, wo sehen Sie noch Potenzial?

ISABEL PETIT: Für unser gesamtes Volvic®­ und evian®­Portfolio verwenden wir seit längerer Zeit kein Neu­PET mehr, sondern stellen alle unsere Flaschenkörper aus 100 Prozent Altplastik (rPET) her. In den Kategorien Milchfri­sche und bei den pflanzenbasierten Produkten setzen wir mittelfristig zwischen 10 und 30 Prozent Rezyklat in unse­ren Verpackungen ein. Derzeit gibt es jedoch noch kein von der EFSA freigegebenes RPS ­Material auf dem Markt. Da­her arbeiten wir als Unternehmen mit der gesamten Wert­schöpfungskette an Lösungen für die Zukunft.

Was sehen Sie in der Praxis als die größten Heraus-forderungen beim Einsatz von Rezyklaten – ins-besondere im Lebensmittelbereich?

Harald Hauke 1

HARALD HAUKE: Die Herausforderung liegt in der Her­ und Bereitstellung der Sekundärrohstoffe. Nicht jeder Kunst­stoff eignet sich gleich gut für Recycling – geschweige denn für den anschließenden Einsatz bei Verpackungen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Wir setzen alles daran, die Erzeugung von Rezyklaten, die im Lebens­mittelbereich Anwendung finden können, weiter auszu­bauen und unsere Kund:innen damit zu versorgen. So sind wir u. a. am Forschungsprojekt „greenPLAST­food“ der JKU beteiligt. Ziel ist es, das Recycling von Abfällen aus PP und PE für die Anwendung im Lebensmittelbereich zu revolu­tionieren und skalierbar zu machen.

Welche Erwartungen sehen Sie bei Ihren Kund:in-nen? Wie reagieren diese auf Veränderungen der Verpackungen bzw. des Verpackungsdesigns im Sinne der Nachhaltigkeit?

ISABEL PETIT: Viele Menschen wollen nachhaltige Produk­te, doch nicht immer sind sie bereit, dafür auch mehr zu bezahlen. Studien zeigen, dass ein großer Teil der Verbrau­cher:innen angibt, bei ihren täglichen Entscheidungen bezüglich Lebensmittel auf Nachhaltigkeit zu achten. Letztendlich kaufen jedoch nur wenige tatsächlich nach­haltige Lebensmittel, wenn dies einen höheren Preis be­deutet. In letzter Zeit ist jedoch ein positiver Trend zu beobachten, und wir hoffen, mit unseren Verpackungsum­stellungen und Innovationen einen Beitrag dazu leisten zu können.

Wenn Sie in Bezug auf nachhaltige Verpackungs-lösungen einen Wunsch frei hätten – was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

HARALD HAUKE: Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Kreis­laufwirtschaft in Österreich entlang der gesamten Wert­schöpfungskette zu etablieren. Daran arbeiten wir jeden Tag gemeinsam mit unseren Kund:innen. Wünschenswert ist für mich in erster Linie, dass als Basis dafür im Zu­sammenwirken aller Akteur:innen international ein fairer, transparenter und stabiler Rezyklatmarkt geschaffen wird.

ISABEL PETIT: Ein Thema wie die Kreislaufwirtschaft kann kein Unternehmen allein angehen. Es erfordert ein koor­diniertes Vorgehen der gesamten Industrie. Mein Wunsch ist, dass alle Akteur:innen entlang der gesamten Wert­schöpfungskette hier an einem Strang ziehen, um entspre­chende Lösungen zu entwickeln. Dazu gehören sicherlich auch passende und realistische politische Rahmenbedin­gungen und Impulse. Wir bei Danone setzen uns für einen pragmatischen, wissenschaftlich fundierten Ansatz ein: Lösungen, die umsetzbar, wirksam und messbar sind.