21.11.2022

Hightech für den Klimaschutz

Sie bilden die Voraussetzung für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunft und sind zentrale Treiber für den Klimaschutz. Sie können nicht ohneeinander, und sie verstärken sich gegenseitig: Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung.

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Sensorik, Robotik, Künstliche Intelligenz oder Internet of Things: Sie machen Kreislaufwirtschaft operativ erst möglich. Denn um die ambitionierten Recycling- und Klimaziele zu erreichen, braucht es automatisierte Verfahren, die in Echtzeit gewaltige Datenmengen verarbeiten und auswerten – und das entlang der Wertschöpfungskette: von der Sammlung über die Sortierung bis hin zur Verwertung. Die große Nachfrage, die jetzt entsteht, wirkt wiederum als Booster für die laufende Weiterentwicklung digitaler Lösungen in der Abfallwirtschaft. Hier setzt die ARA an und entwickelt gemeinsam mit Kund:innen neue, innovative Lösungen, die wesentlich dazu beitragen, dass Unternehmen zukünftig noch effizienter, noch klimaschonender und noch ökonomischer agieren können.

Prozessoptimierung und Artificial Intelligence


Am Beispiel Künstliche Intelligenz (KI) macht das Forschungsinstitut Fraunhofer Austria in einer aktuellen Studie klar: Das Anwendungspotenzial ist in Österreich vorhanden, der Aufholbedarf ebenfalls. 9 % der 455 befragten Unternehmen haben KI-Anwendungen bereits operativ im Einsatz, 11 % in einer Test- und Pilotphase. Knapp ein Drittel erkennt die Relevanz von Künstlicher Intelligenz, hat aber noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung. Ein weiteres Drittel geht davon aus, dass KI keine Relevanz für sie hat.

„KI-Anwendungen sind gekommen, um zu bleiben, das sehen wir sehr deutlich. Auch wenn das Thema für viele Unternehmen aufwendig ist, sind die Potenziale enorm. Die Einsatzmöglichkeiten sind zu groß und vielfältig, die Algorithmen zu gut und zu schnell, um diese Chance zu ignorieren. Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, darf das Thema künstliche Intelligenz nicht nach hinten priorisiert werden, sondern muss genau jetzt in Angriff genommen werden“, so Sebastian Schlund, Leiter des Fraunhofer Austria Geschäftsbereichs Advanced Industrial Management.

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Wir haben in den letzten Monaten mehr als vier Millionen Datensätze für unsere Kund:innen via DiGiDO ausgetauscht – Mengen, Gewichte, Spur- oder Hubdaten und vieles mehr. Aufgrund des einheitlichen Austauschformats werden Daten problemlos auf den unterschiedlichsten Zielsystemen interpretiert und verarbeitet. Das ist quasi ein digitales Schweizermesser – und mittlerweile Standard.

Martin Prieler

Vorstand, ARA AG

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Greyparrot, Projektpartner der ARA Digitaltochter DiGiDO, zeigt bei Sortierung und Trennung von Wertstoffen auf globaler Ebene vor, wie es in der Praxis rasch und einfach gehen kann: mittels Kamera zur Erkennung der Objekte auf dem Förderband und zur entsprechenden Software.

Monitoring und Analyse mithilfe Künstlicher Intelligenz in Echtzeit helfen Trends zu erkennen, den Output zu vergrößern und Kapazitäten optimal zu nutzen – über das Dashboard direkt und unkompliziert abrufbar.

„Wir haben diese Technologie im Rahmen eines Forschungsprojekts bei einem unserer Sortierpartner getestet und gesehen, wie viel mehr Erkenntnisse über die Qualität des Materials wir dadurch gewinnen und welche Produktivitätssteigerungen sich dadurch erzielen lassen“, betont ARA Vorstand Martin Prieler. Künstliche Intelligenz wird für Unternehmen immer wichtiger – nicht zuletzt deshalb, weil sie branchenübergreifend und für die unterschiedlichsten Funktionen eingesetzt werden kann.

Die Digitalisierung der Sortierung von Leichtverpackungen wird von der ARA schon seit geraumer Zeit forciert. Mit dem Greyparrot-Forschungsprojekt versucht sie, die Qualität und Ausbeute beim Output zu steigern und Kund:innen noch besseres Recyclingmaterial zu bieten. Dabei wird das Material mittels optischer Bilderkennung erfasst und die Zusammensetzung jedes einzelnen Abfallballens dokumentiert.

Auf digitale Wasserzeichen wiederum setzen 29 namhafte Unternehmen aus der europäischen Konsumgüterund Recycling-Branche. Im Rahmen des Projekts „HolyGrail“ des Verbands Petcore Europe geht es darum, eine bessere Grundlage für die Sortierung von Plastik-Verpackungen zu schaffen. Dabei werden für das menschliche Auge unsichtbare Codes auf Etiketten, Hüllen, Folien, Beutel und Flaschen gedruckt. Die gespeicherten Informationen – z. B., aus welchem Material eine Verpackung ist und ob Lebensmittel, Kosmetik oder Waschmittel darin verpackt waren – werden mit entsprechenden Scannern abgelesen.

Mehr wissen - mehr recyceln


Warum ist das so wichtig? Weil Circular Economy bedeutet, jede Verpackung zurück in den Wertstoffkreislauf zu bringen. Bis 2025 müssen wir die von der EU vorgegebenen Recyclingquoten erfüllen. Bei Glas Papier und Metall hat Österreich die Vorgaben schon heute erreicht. Bei Kunststoffverpackungen braucht es eine Verdoppelung der stofflichen Verwertung. Doch das wird nur über Vereinheitlichung und Ausbau der getrennten Sammlung und die Erhöhung von Quantität und Qualität bei Sortierung und Verwertung funktionieren“, unterstreicht ARA Vorstandssprecher Harald Hauke.

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Und auch bei der heimischen Traditionsmarke Vöslauer ist das gesamte Auftragshandling im Bereich Abfallmanagement längst komplett digitalisiert. Alle Unternehmensstandorte, Mengen und Dienstleister:innen sind via DiGiDO auf Knopfdruck mit einheitlichem Dokumentenmanagement in Echtzeit integriert. Das spart Zeit und Kosten und liefert auf einen Klick fertige Daten für Audits und Zertifizierungen – zum Beispiel über die neue Lösung DiGiDO. Cockpit. Sie ermöglicht rasches internes und externes Controlling. Dieser strategische Mehrwert der digitalen Datenbasis lässt sich auch in vielen anderen Bereichen festmachen: zum Beispiel beim vereinfachten Meldewesen oder der profunden Kennzahlanalyse.

„Wir haben in den letzten Monaten mehr als vier Millionen Datensätze für unsere Kund:innen via DiGiDO ausgetauscht – Mengen, Gewichte, Spur- oder Hubdaten und vieles mehr. Egal ob Lieferschein, Rechnung, Zahlungsbeleg oder Wiegeprotokoll: Aufgrund des einheitlichen Austauschformats werden Daten problemlos auf den unterschiedlichsten Zielsystemen interpretiert und verarbeitet: mobil, in einem Interface und ohne großen Schulungsaufwand. Das ist quasi ein digitales Schweizermesser – und mittlerweile Standard“, bekräftigt ARA Vorstand Martin Prieler.

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Bis 2025 müssen wir die von der EU vorgegebenen Recyclingquoten erfüllen. Dafür braucht es eine Verdoppelung der stofflichen Verwertung von Kunststoffen in Österreich. Doch das wird nur über Vereinheitlichung und Ausbau der getrennten Sammlung und die Erhöhung von Quantität und Qualität bei Sortierung und Verwertungfunktionieren

Harald Hauke

Vorstandssprecher, ARA AG

„Eine Vielzahl einzelner Materialinformationen sofort zu erfassen und zu verarbeiten, ist das Um und Auf im modernen Stoffstrommanagement“, erläutert Harald Hauke. „Wenn wir wissen, wie Produkte genutzt werden, wo Wertstoffe anfallen, wie sie exakt stofflich zusammengesetzt sind, an welche Unternehmen sie weitergegeben werden, wie sie dort mit welcher Logistik verarbeitet werden, bietet uns das zahlreiche Möglichkeiten – von der Anlagenoptimierung über die Verbesserung der Quoten bis hin zum Matching von Angebot und Nachfrage am Wertstoffmarkt.

Das erhöht Wirtschaftlichkeit und Wertschöpfung für die Kund:innen – und hilft der Gesellschaft, die Klimaziele zu erreichen. Digitalisierung und Big-Data-Lösungen haben die Abfallwirtschaft bereits massiv verändert, und das Ende ist noch lange nicht erreicht. Die ARA arbeitet hier mit zahlreichen Partner:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um auch zukünftig Vorreiterin in Sachen Kreislaufwirtschaft zu sein und die österreichische Abfallwirtschaft in die Industrie 4.0 zu führen.“

Ihr Weg zur Kreislaufwirtschaft 4.0

Gerne unterstützen wir auch Ihr Unternehmen mit unseren Stoffstrommanagement-Services bei der Digitalisierung Ihres Abfallmanagements.

Glossar - Digitalisierung

Big Data

Der Ausdruck Big Data kommt aus dem Englischen und meint besonders große Datenmengen und die Speicherung, Verarbeitung und Analyse von diesen enormen Mengen. Herkömmliche Hard- und Software können diese nicht verarbeiten, daher werden für die Verarbeitung spezielle Big Data Hard- und Software benötigt.


Digitalisierung

Das Konzept der Digitalisierung ist sehr komplex. Auch hier geht es um die Vernetzung, Speicherung und Auswertung von Daten. Allgemein ist die Umwandlung von analogen Daten und Vorgängen in eine digitale Form gemeint. Bei der Veränderung von Arbeitsprozessen in Unternehmen spricht man zum Beispiel von „digitaler Transformation“.


Internet of Things

Das Internet of Things (IoT) ist das Netzwerk physischer Objekte (Things), die mit Sensoren, Software und anderen Technologien ausgestattet sind. Diese vernetzen mit anderen Geräten bzw. Systemen über das Internet, sodass zwischen den verschiedenen Projekten Daten ausgetauscht werden können.


Künstliche Intelligenz

Artificial Intelligence (AI) oder dt. Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Teilgebiet der Informatik mit dem Ziel, Maschinen so zu programmieren, dass sie autonom Probleme lösen und Entscheidungen treffen können. Die Aufgaben von KI reichen von Sprachverständnis über die Bilderkennung bis hin zu der Steuerung von Robotern.


Robotik

Robotik befasst sich mit dem Entwurf, der Gestaltung und Konstruktion, dem Betrieb und der Nutzung von Robotern sowie Computersystemen für deren Steuerung, sensorische Rückkopplung und Informationsverarbeitung. In der Industrie 4.0. werden oftmals sogenannte Industrieroboter verwendet.